Die Laptopklasse der Heinrich-Hertz-Schule

Vortrag und Anleitung eines Tontechnikers zu 'Garageband' Gibt es etwas Aufregenderes für Kinder zwischen 12 und 16 Jahren als die Vorstellung, seine Schulzeit in einer Klasse zu verbringen, in der auf den Tischen genau so viele Laptops stehen, wie Schüler in der Klasse sind? Diese Utopie schien sich Ende 2004 in der Klasse 7c möglicherweise zu realisieren!

Die Initiative ging von der Klassenlehrerin Frau Kluska aus, die sich auf diese Unterrichtsform durch Fortbildungsmaßnahmen vorbereitet hatte. Der erste Schritt war, die Elternschaft dafür zu gewinnen, an der Gestaltung dieser neuen Unterrichtsform mitzuwirken.

In Deutschland laufen seit einigen Jahren Projekte, die auf Laptops als Unterrichtsmedium zurück greifen, bis Anfang 2005 acht davon in Hamburg. Das Unterfangen Laptop war für die Heinrich-Hertz-Schule zwar Neuland, es bestand aber für Lehrer und Eltern die Möglichkeit, auf Erfahrungen benachbarter Schulen zurück zu greifen. Am Kaiser-Friedrich-Ufer-Gymnasium erlebten einige Eltern der 7c die Unterrichtsmethodik in einer geübten Laptop-Klasse.

Diese in den Elternabenden teils euphorisch vorgetragenen Erfahrungen begleiteten den kritischen Meinungsbildungsprozess innerhalb der Elternschaft, bei dem die teils sehr kontroversen Standpunkte mehrfach gegenüber gestellt wurden. Aber alle Seiten gaben sich erfolgreich Mühe, bei aller Schärfe der Diskussionen das Wohl und Interesse der Kinder als das wichtigste Diskussionsziel heraus zu stellen.

Wichtige Punkte wie pädagogische Verantwortung, Finanzierung, Versicherung usw. wurden aus allen Interessenlagen heraus sehr intensiv, aber auch relativ schnell "abgearbeitet" und zum Jahreswechsel 2004/2005 stellte sich die Entwicklung des Planes so konkret dar, dass die Weihnachtsgeschenke für die Kinder mit einem Wort bezeichnet werden konnten: ein Laptop!

Anschließend zeigten die Eltern ihr besonderes Engagement: Der Klassenraum musste äußerlich auf diese moderne Unterrichtsform und seinen wertvollen Inhalt eingestellt werden. Dazu gehörte eine aufwendige Elektro-Installation, eine zuverlässige Sicherung der Klassentür, die Beschaffung eines Beamers und nicht zuletzt eine neue Farbe, die nicht zufällig bestimmt, sondern unter Zuhilfenahme fernöstlicher Farbenpsychologie kreiert wurde. Dies alles wurde von den Eltern gesponsert als sachliche oder tätige Spende. Die Schulleitung bezahlte die notwendigen neuen Gardinen, so dass schlussendlich im März 2005 mit dem Laptop-Unterricht begonnen wurde.

Heute liegt ein Jahr Erfahrung hinter Schule und uns Eltern. Und auch wenn die Elternabende jetzt mehr Events von Video-Freaks ähneln, in denen über Filmschnitt, Musikunterlegung und Szenenübergänge gesprochen wird, muss selbst der Skeptiker zugeben, dass die Leistungen unserer Kinder am Laptop nicht selten die eigenen, ach so mühsam angeeigneten Fähigkeiten am Computer erreichen, vielfach sogar überholen. Und das ist - wenigstens für mich - ein wichtiger Erfolg, weil das Glück der Zukunft nicht mehr nur vom Schmied, sondern vom Menschen am Computer geformt wird.

Wolfgang Kelling